Hello aus der Quarantäne! Hallohallo! Vielleicht sollte ich mit einem Witz anfangen. Also mein Kusin hat mich am Montag angerufen und wir plaudern so und plötzlich meint er: „Hast’s schon g’hört? Die Biermarke Corona will sich jetzt in „Ebola“ umbenennen, damit man’s nicht verwechselt.“ Hahahahaha. Ja, über solche Schmähs lache ich. Weil – wie Alex Kristan alias Andi Herzog aus der Quarantäne – so schön sagt: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“ So geil, wirklich. Ich hab mir dieses Video sicher 5x angeschaut, und jedes Mal ist’s noch lustiger geworden. (Danke, Alex!)
Aber ist echt so – wenn ich mich in puncto Coping Strategie zwischen Hysterie und Humor entscheiden kann, ich nehm den Humor – any day of the quarantine week. Wobei! Das ist ja keine Angelegenheit von einer Woche, sondern von etlichen Wochen. Mal fix bis Ostermontag, liebe Freunde. Und dann? Ich bin tatsächlich gespannt, was danach auf uns zukommt. Natürlich hoffe ich auf ewige Gesundheit für alle, ganz viele Umarmungen, weiterhin so schönes Wetter wie jetzt und eine neue, bessere Welt. Rosamunde Pilcher hätte ihre Freude an all den blumig-herzerwärmenden Gedichten, die gerade die Runde machen und die wunderbare Welt post-Krise skizzieren.
Apropos bessere Welt: Habe mich heute mit 2 Meter Respektabstand am hinteren Ende der ca. 15 m langen Schlange vor der Apotheke positioniert (die bei mir im 6. ist gerade „wegen Desinfektionsarbeiten geschlossen“, bin also in den 5. rüberspaziert), weil ich ein paar Medikamente brauchte. Die Frau hinter mir (61, selbständig, Wirtschaftsstudentin anno 1979 – 1986) hat dann ein Gespräch mit mir begonnen. Ich glaube, sie hat sich genauso wie ich darüber gefreut, dass sie mal wieder real Leute sieht, mit denen sie real reden kann. Ist schon eine super Sache, muss man sagen! Als Icebreaker bot sich die ganz aktuell adaptierte Regelung zur Ausgangssperre an: „Junge Frau, haben Sie’s schon gehört? Die Ausgangssperre wurde bis 13.4. verlängert.“ Ich: „Jaja, hab’s vorhin schon gelesen.“ Sie: „Ich find’s gut. Ich find’s echt gut.“ Und dann meinte sie halt, dass sie der Meinung sei, jetzt sei die Zeit, wo man fundamental Dinge verändern könne – das ganze System, unser Verständnis von „Wirtschaft“ sowie unseren privaten Konsum. „Es muss ein Umdenken stattfinden. Jetzt oder nie!“ Ich pflichtete ihr bei, wandte aber ein, dass der Mensch ein Trottl ist, und Dinge schneller vergisst, als er „Corona“ sagen kann. Etwas gedämpft von so viel Realismus meinte sie daraufhin bestimmt: „Junge Frau, ich sage Ihnen: Wenn das so ist, dann hupf’ ich aber in die Gruabn!“ Haha. Ich liebe leidenschaftliche Menschen! Jedenfalls haben wir uns dann noch sehr leidenschaftlich über Overtourism, das scheiß Vielfliegen und Kreuzfahrtschiffe unterhalten (die Schlange war wie gesagt echt lang). Sie kam dann auch zu der Erkenntnis: „Für einen Senior hab ich eigentlich echt einen guten Fußabdruck.“ Herrlich! Ja und zum Schluss haben wir noch unsere Freude darüber geteilt, dass die Natur gerade mal eine Minute chillt, weil wir Trottln endlich mal nicht Schindluder mit ihr treiben können.
Wer sich jetzt fragt, was zum Henker ich denn eigentlich gegen Kreuzfahrtschiffe habe – ahm, ja – also viel. Es erschließt sich mir schon vom Prinzip her nicht, warum man auf einem Riesenkoloss im Stile eines Hochhauses gemeinsam mit mehreren Tausend Leuten (HELP!!!) durchs Meer geschippert werden will, während man im Sekundentakt fremdanimiert und mit Essen überfrachtet wird. Aber gut – tastes differ. Der alles entscheidende Punkt ist, dass ein einziges Kreuzfahrtschiff (!) pro Tag (!!!) so viel CO2 ausstößt wie knapp 84k Autos, so viel Feinstaub wie über 1 Million Autos, Stickoxide wie etwa 421000 Autos und so viel Schwefeloxid wie gut 376 Millionen Autos. Das muss man sich mal bildlich vorstellen – guade Nocht!
Und was den Overtourism anbelangt, möchte ich nur so im Sinne von #inspiration ein paar Bilder posten:
Ja. Also alles, was mir da ad hoc dazu einfällt ist: GET TF OUT!!! Ehrlich. GET! OUT! Overtourism killt einfach ALLES – die Umwelt, die Kultur, das Flair, die Einwohner. Ähnlich wie bei Kreuzfahrtschiffen kann ich mit keiner einzigen Faser meines Körpers nachempfinden, was einen dazu motiviert, an diesem Massenwahnsinn teilzunehmen. Gut. Meine Apotheken-Konversationspartnerin brachte es recht akkurat auf den Punkt: „Da geht’s ja überhaupt nicht mehr darum, das Land zu sehen. Da geht’s nur mehr darum, alle paar Meter ein Selfie zu machen.“ Selbstinszenierung muss eben heutzutage nicht mal mehr originell sein. Hauptsache, du haust ständig irgendwas raus. Irgendwas. Scheißegal. When people run in circles, it’s a very, very… mad world. Kennst? Gary Jules – guader Song. Kann man sich mal wieder anhören.
Aber zurück zu Corona. Ich freu’ mir ja einen Haxen aus, dass es Corona ist und nicht Ebola, ich sag’s wie’s ist. Weil bei Ebola hätten wir eine Sterberate von 80-90%, da hätte sich das Problem des Overtourisms wirklich für immer erledigt. Also ja, man könnte sagen: Glück im Unglück, gell.
Letzte Woche habe ich noch hin- und herüberlegt, ob das Virus als Biowaffe angelegt war, oder doch von der Fledermaus kam, aber diese Woche ist’s mir schon eher egal, weil 1. beweis’ mal eine Biowaffe aka ein Virus mit Inkubationszeit als solche und 2. macht’s für uns derzeit nicht wirklich einen Unterschied, wo genau dieser Scheiß jetzt herkommt. Er ist da, we gotta deal with it. (Und in Zukunft an der ein oder anderen Stelle hoffentlich ein bisschen besser, #Tirol).
Bereits 2014 hat Bill Gates ja in seinem äußerst sehenswerten TED-Talk mit dem Titel “The next outbreak? – We are not ready“ prognostiziert, dass das größte Risiko einer globalen Katastrophe nicht etwa eine Atombombe wäre, sondern ein (Influenza-)Virus. “If anything kills over 10 million people in the next few decades, it’s most likely to be a highly infectuous virus.“ Ich glaub’, damals haben die Leute noch gedacht, das wäre so ein bissl Sci-Fi und jaja. So nach dem Motto „so lange es uns nicht real und akut betrifft, ist’s ja egal. Wir machen einfach weiter, wie bisher düdüdüdü.“ Die YOLO-Kultur setzt eben auf Instant Gratification und da denkst erstens nur an dich und zweitens maximal bis zum Ende der ZIB2. Jetzt ist halt bissl weniger YOLO angesagt und ein bisschen mehr Minimalismus. Ich find’s großartig. Ich mein, man kann sich die Zeit natürlich vertreiben, indem man sich den ganzen Tag auf die Nachrichten draufsetzt und am Abend ein Xanax gönnt, um die andernfalls unvermeidliche Angststörung abzuwenden. Oder man überlegt sich, inwiefern man sein Leben im Sinne einer Schumpeter’schen Schöpferischen Zerstörung neu anordnen oder ausrichten möchte: Wenn du jetzt „Reset“ drückst, was genau wirst (wollen allein reicht oft nicht) du in der nächsten Etappe verändern? (When people run in circles, it’s a very, very… mad world.) Glaub, so 1,2 Sachen fallen da jedem auf die Spontane ein.