Samira Dezaki ist eine coole Oide. Definitiv. Sie inspiriert mich, u.a. mit ihrer no-fucks-given-Attitüde. Das erste Mal habe ich von ihr gehört im September 2018, als mir ein Bekannter ein Video („XXX“) von ihr zeigte. Ich weiß noch, dass ich mir damals dachte „ja okay, sie rappt gut, aber warum muss die sich ‚Dezaki‘ aufs Dekolleté schreiben – so voll auf Objekt und so?“ Also ich war jetzt kein Fan von Sekunde 0 weg, das muss ich ehrlich gestehen. (Wobei – wie wir ja alle wissen – haben judgments immer in erster Linie was mit einem selbst zu tun, und weniger mit der gejudgten Person, gell. Das nur so als Fußnote.) Jedenfalls habe ich dann ein paar Wochen später wieder irgendwas von ihr mitgekriegt (sie ist eben auch wirklich prolific AF!) – und mir dann gedacht, okay, jetzt schaust du dir die Chick mal genauer an. Zuerst habe ich mir so ca. alle ihre YouTube Videos ausgecheckt, und mein Respekt ihr gegenüber wuchs von Track zu Track. Man merkt einfach bei jedem ihrer Songs und Videos, wie viel Leidenschaft, Energie und Entschlossenheit sie da reinlegt. Samira macht definitiv keine halbe Sachen! Sie rappt ausgesprochen gut, und das auf Englisch, während alle gerade auf der Deutschrapwelle schwimmen. (#daretobedifferent)
Als nächstes habe ich mir ihren Instagram Account zu Gemüte geführt. Dort postet sie eine ganze Reihe an freizügigen Bildern und Videos, etliche auch vom Pole-Tanzen. Sie ist nämlich nicht nur Rapperin, sondern auch seit ihrem 14. Lebensjahr Poletänzerin. Und wie sie in einem meiner Lieblingssongs von ihr („Seven Second Method“) sehr richtig sagt: „Just coz I got skill doesn’t mean, I should put clothes on.“ Wo sie recht hat… Jeder soll sich leben, wie er oder sie das will, da bin ich ganz bei ihr. Ja. Ich habe sie dann abonniert und mir täglich ihre Insta-Stories reingezogen. Und ich war beeindruckt – erstens, weil sie dieses Marketingtool exzellent zur künstlerischen Selbstvermarktung nützt (kann ich mir ein, zwei Scheiben abschneiden…) und zweitens, weil Samira gefühlt so viel an einem Tag macht, wie andere in 1 Woche. Eine Frau, ein Drive sag ich nur. Nicht umsonst hat sie sich „Hustle“ als Tattoo stechen lassen.
Ein Instagram-Bild von ihr trägt die caption „Bitch I’m smart.“ Da ist was dran. Wie ich später erfuhr, hat sie zwei Klassen übersprungen, mit 15 maturiert und sich mit 16 an der WU inskribiert. Say what. Mit dem hättest du jetzt nicht gerechnet, gell? (Das hier ist übrigens ein guter Moment, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen. – You’re welcome.)
Müsste ich Samira mit einem Wort beschreiben, wär’s FIERCE. Sie hat so eine „Anti-Opfer-Haltung“ irgendwie (Don’t talk about my struggle, I don’t wanna be reminded. I think all of my scars say enough about my childhood. – „Seven Second Method“), und das finde irrsinnig bewundernswert. Nicht sudern, sondern hustlen und kreiieren. Sich selbst leben, unabhängig davon, was war und was andere Leute sagen (They say that I’m hoe, I’m a slut, I’m a faker – they forget that when they talk about me, they do me a favor. – „Seven Second Method“).
Ach so, genau, und – habe ich erwähnt, dass die gute Frau erst zarte 18 ist? Das war so das Alter, wo ich noch nicht mal gewusst hatte, wo ich anfange und aufhöre, haha.
Anyways, ich habe mich vor Weihnachten (2018) noch mit ihr getroffen, und mit ihr über Weiblichkeit, Frauen und Hip Hop, Musik, Sex und das Leben geredet:
Was bedeutet für dich „Weiblichkeit“?
Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich dem jemals eine Bedeutung gegeben hätte, so dass man drüber nachdenkt. Ich glaube, Weiblichkeit ist man einfach. Das könnte man sicher definieren, wenn man drüber nachdenkt, aber ich habe nie drüber nachgedacht.
Was bedeutet für mich Weiblichkeit? Naja, es hat schon viel mit Selbstausdruck zu tun, ich glaube schon, dass es einige Qualitäten gibt, die man eher mit Weiblichkeit definieren kann als mit sonst irgendetwas. Aber ich will jetzt gleichzeitig keine Stereotypen reinforcen, indem ich jetzt sage, Weiblichkeit ist Sexy-Sein, weil es gibt Männer, die sind ursexy. Weißt, was ich mein?
Beschreibe dich als Frau in 3 Wörtern.
Warum als Frau? Wo ist der Unterschied…? Aber generell: Zielstrebig, bissl deppat und gscheit.
Wie muss eine Frau 2019 sein? Was erwartet die Gesellschaft von einer Frau?
Ich glaube, es werden immer mehr Ansprüche kommen. Denn daher, dass man als Frau immer mehr Dinge tun kann prinzipiell (im Vergleich zu früher), hat man auch automatisch mehr Pflichten bzw. auch mehr Druck. Weil – man muss jetzt nicht nur gut kochen und gut aussehen können, sondern eben auch gut Karriere machen, nicht nur gut Kinder erziehen sondern gleichzeitig gut Kinder erziehen und gut dies machen, gut das machen…
Ich kann das jetzt nur vom Musikbusiness ableiten, weil das auch ist, was ich kenne […]. In der Musikbranche ist es halt schon auch so, dass man sich immer durchsetzen muss, aber gleichzeitig muss man immer lieb zu jedem sein und immer nett und höflich und lachen und dies und das, und das fällt mir schon mal sehr schwierig. Ich hab immer so mein resting bitch face. Man muss halt als Frau schon eher – und das ist halt mein Hauptproblem auch – immer sympathisch rüberkommen. Und als Mann ist das wurscht. Weil als Mann kannst du einfach Skills haben und das ärgste Oarschloch sein und du wirst trotzdem gefeiert. […] Aber das ist wahrscheinlich speziell auch beim Hip Hop wieder so eine Sache.
Welche Frauen/Künstlerinnen bewunderst du?
Lady Gaga, Nicki Minaj, Snow tha Product, Olga Koda, Michelle Shimmy, Amber Rose, Christy Mack – das ist eine Pornodarstellerin, die hat aber die ur oage Story – kennst sie? Sie ist so eine ur oage Feministin und sie ist sehr vocal darüber, also sie spricht sich auch wirklich politisch aus und wurde halt einmal sehr oag zusammengeschlagen von ihrem damaligen Freund und daraufhin hat sie halt so ein massives Movement gestartet, was halt sehr viele Frauen auch inspiriert hat, v.a. auch in dem ganzen Sexwork- Business irgendwie rauszukommen von diesen oagen Beziehungen, wo man auch zusammengeschlagen wird und alles Mögliche passiert – also Christy Mack auf jeden Fall! Dann Lady Gaga – immer schon – seit ich 9 Jahre alt bin, weil die Frau – ich weiß nicht, das muss man nicht mal beschreiben, die spricht für sich.
Bei Nicki ist es halt auch so – sie hat etwas gemacht, das keine Frau in dem Ausmaß machen konnte. Sie ist jetzt 10 Jahre lang an der Spitze ca., in einem Genre, das eigentlich komplett männerdominiert ist, sie ist immer die Einzige – ich mein mittlerweile natürlich- es gibt immer die ein oder andere „Hype – Erscheinung“, aber Nicki ist immer diejenige, die seit 10 Jahren einfach immer beständig bleibt ohne große Dramen und so, und von ihr hab’ ich das auch, was ich vorher erwähnt hab, mit dem „man muss als Frau das alles machen“ – das hat sie eben auch einmal gesagt, und es stimmt einfach. Bei ihr ist es halt so, sie hat die ur oagen Skills, kann eigentlich alles, macht das, was sie macht, extrem gut, aber sie hat’s halt teilweise schwierig, weil sie halt nicht immer versucht, es jedem rechtzumachen und sie teilweise eben schon sagt „Ich will’s so haben und Punkt“, was man halt als Boss machen muss, aber weil sie eben doch eine Frau ist, wird’s halt dann wieder anders gesehen. Genau. Und der Rest sind so Poletänzerinnen, die einfach ur oag sind. Und deswegen bewundere ich sie.
Wie wichtig ist das Aussehen für dich?
[…] Ich find’ halt Style extrem wichtig mittlerweile, weil’s einfach auch eine Ausdrucksmöglichkeit ist, aber an sich – man sieht es mit Models wie Winnie Harlow – ich weiß nicht, ob dir die ein Begriff ist? Das ist dieses schwarze Model, die diese pigmentfreien Stellen hat. – Solche Menschen finde ich einfach extrem geil, weil sie einfach nicht diesen Normen entsprechen, aber trotzdem – oder nicht trotzdem sondern deswegen eigentlich! einfach ur oag vom Aussehen sind. Also ich glaube, es geht eher um Ausstrahlung, nicht um Aussehen. Ausstrahlung und Ausdruck, das geht eigentlich in einem. Aber jetzt Aussehen an sich – ich mein, du siehst es ja jetzt gerade, wie ich normal durch die Straßen lauf’…
Wie stehst du zu Schönheits-Operationen?
Ich hätte gerne 3. […] Es ist eher so – ohne Bewertung. Ohne Bewertung eigentlich. Weil jeder macht das, was er will. […] Was ich problematisch finde, ist, wenn man etwas für jemand anderen macht, oder weil wer anderer es einem sagt. Eine Person, die ich kenne (ich werde jetzt nicht sagen, wer genau, weil das ist halt schon sehr schlimm) hat sich wegen ihrem Freund damals eine Fettabsaugung machen lassen, weil ihr Freund ihr gesagt hat: „Du bist zu fett, geh dir das machen.“ Und das find ich halt einfach widerlich, schrecklich und einfach crazy. Das find ich halt urschlimm. Aber solange man als Frau einfach sagt – ich mein offensichtlich ist der Markt da, offensichtlich ist es halt ein Ding und weißt eh – Kapitalismus – es wird immer wen geben, der das ausnutzt, dass Frauen teilweise halt Probleme mit sich haben mit gewissen Sachen…
Ja, aber würdest du nicht sagen, dass der Wunsch nach größeren Titten, größerem Arsch, was auch immer – geprägt ist von der z.B. Hip Hop Szene?
Oja natürlich. Das ist immer ein Klische auch irgendwie. Es kommt immer von der Popkultur aus. Es sagt einem immer irgendwer irgendwas, weil ich glaube, sonst kommt man nicht mal drauf, dass es überhaupt existiert, weil vor ein paar Jahren war ein kleiner Arsch in und jetzt ist es ein großer, und vielleicht ist es bald ein viereckiger oder so in Mode (lacht.) […]
Auch wenn man sagt „ich mach’s für mich selber“, macht man’s bis zu einem gewissen Grad nicht für sich selber. Weil’s immer irgendwen gibt, der der Betrachter ist, und du immer in einer Gesellschaft sein wirst.
Hip Hop / Rap ist ja immer noch eine Männerdomäne. Was sind deine Erfahrungen als Frau in dieser Szene? Wie positionierst du dich?
Die Frage ist immer ein bisschen schwierig für mich, die bekomme ich öfter zu hören, aber ich hab halt keinen Vergleich. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich ein Mann wäre, und genau dieselben Texte bringen würde, und genau so ein Auftreten hätte – was ja gar nicht funktionieren würde als Mann – aber ich weiß nicht einmal, wie das funktionieren könnte…Deswegen – ich hab keinen Vergleich, ich kann nur halt reden, wie’s mir geht dabei, und es gibt schon teilweise sehr sehr sehr sehr sehr gschissene Kommentare, und es ist halt sehr schwierig, wenn du Künstlerin bist und wirklich dein gesamtes Herz und dein ganzes Leben in etwas [reinsteckst], nur dass dir dann jemand sagt „Ich kann mir keinen Track anhören, wo nur eine Frau drauf ist, weil ich brauch’ eine Männerstimme“, weil im Endeffekt – was ich dann höre so im Nachsatz ist: „Weil da fühlt sich mein männliches Ego gekränkt“ oder so. Weil ich kenn das halt teilweise von Männern eben im Hip Hop, die sich halt selber zu männlich sind, sich weiblichen Hip Hop anzuhören. Das gibt’s halt einfach ur viel. Ich versteh’ das nicht, aber es ist so. Und was man halt ur oft hört: „Ja du bist so gut für eine Frau.“ Bitch, ich bin gut für alle so. Oder „du bist gut für dein Alter“- aber das ist wieder verständlich, aber wenn mir gesagt wird „Du bist gut für eine Frau“, obwohl ich gerade alle Männer in den Boden gerappt hab, weißt, dann zieht das die ganze Arbeit in den Dreck und es macht’s halt einfach kleiner. Prinzipiell dieses „Niedlichermachen“ oder „Ja es ist ja ur süß, weißt eh, die rapt so auf Gangster und so“… – Aber es ist ja meine Musik, es ist das, was ich mach, was ich 24 Stunden jeden Tag lang mein Leben lang mach’ so.
Sonst jetzt prinzipiell […] oag schlechte Erfahrungen in dem Sinn [habe ich nicht gemacht], es ist eher dieser integriertere unbewusste Sexismus, der sich eher einschleicht. Es ist jetzt nicht so, dass jetzt jemand [hergekommen wäre und gesagt hätte], du bekommst jetzt weniger Gage, weil du bist eine Frau, so ist noch nie passiert oder so, aber es sind immer diese Kommentare, es sind immer diese kleinen Sticheleien, das ist immer so „Ja, wir geben dich eher am Anfang vom Line-up und nicht gegen Ende, wo halt mehr lossein könnte“.
Aber es hat auch irgendwo Vorteile [eine weibliche Rapperin zu sein], weil man eine Rarität ist irgendwie, und dann doch irgendwie ein Alleinstellungsmerkmal hat, dass man eben eine Frau ist. […]
Die meisten Rap Songs handeln von Sex, Drogen und Geld. Wieso ist das so? Und was inspiriert dich zu deinen Texten?
Die meisten Rapsongs – wenn du jetzt alle Rapsongs ever… Naja… nein… die meisten Pop-Rapsongs, also die meisten Rapsongs „die man so hört“…
Ich sag ja immer gerne Hip Hop ist ein Spiegel der Gesellschaft – also alles, was in echt passiert, wird halt immer sehr schnell im Hip Hop wiedergegeben. Und es ist halt leider so – ich bin persönlich z.B. clean, aber ich seh halt alle um mich [herum] nehmen Drogen… […] Sex ist einfach geil, weißt, was soll ich dazu sagen? Drogen – k.A. – ich hab wenig Erfahrung damit, bis hin zu gar keine, aber ich weiß, dass anderen Leuten das irgendwie einen Lebenssinn gibt oder so, und Geld – ich glaub dass diese drei Sachen dadurch, dass sie so oberflächlich sind, halt gerne von echten Problemen ablenken, und viele Menschen – wenn sie sich auf so eine oberflächliche Ebene begeben, oder halt Party machen gehen, sich halt dadurch von allem ablenken, was in ihrem Leben grad passiert. Oder halt eben auch dieses Posen mit „Ja ich hab so viel Geld und so“ – Es ist einerseits eine Ablenkung, andererseits – was halt dann bei mir auch ist – ich komme aus dem Gemeindebau. Ich war vier Jahre lang im SOS Kinderdorf, ich habe einfach nichts jemals gehabt und jetzt geh ich selber arbeiten, hab ein bisschen selber Geld und es ist halt schon ein gutes Gefühl, wenn man früher halt nichts hatte, und langsam hat man irgendwie was. Und das war halt auch immer ein wichtiger Punkt im Hip Hop: Diese Hustler-Mentalität. Man macht einfach und man schaut, dass man immer besser wird, immer mehr macht, und da spielt dann halt auch das Geld eine Rolle. Hip Hop kommt halt auch aus Amerika, wo Kapitalismus eins der Hauptdinge ist, und money makes the world go round. Geld ist immer – dort v.a. halt- ein extrem, extrem wichtiger Punkt – mit Geld kannst du dir alles erkaufen, alles alles alles – dort ist das ur schlimm. Deswegen – Geld heißt halt einfach Macht, und Macht will irgendwie jeder haben, weil halt Hip Hop aus einem Ort kommt, wo sozial sehr viele Probleme herrschen, und von einer sozial niedriger gesehenen Gruppe (in den Staaten) – people of color – und dort ist es schon so – alles was einem mehr Macht gibt, ist gut, weil man halt immer unterdrückt worden ist, es hat halt viel mit Rassismus zu tun auch.
Hip Hop ist schon empowering, würdest du das auch so sehen?
Auf jeden Fall! Auch wenn’s unbewusst ist teilweise – es gibt einem eine Stimme – es gibt den Leuten v.a. eine Stimme, die vorher keine Stimme hatten – das find’ ich auch so schön zu sehen, was halt heutzutage auch immer noch der Fall ist im Hip Hop – was halt in keinem anderen Genre so gut geht – ist – du nimmst dir einfach irgendeinen Beat von YouTube und rapst einfach drauf, nimmst das auf in deinem Homestudio und fertig. Ich seh das so oft bei Leuten, die halt sonst keine Stimme hätten, die sonst auch nicht genug Geld oder Resources hätten – nehmen sich einfach den Beat zu Hause auf ihrem Laptop, rappen drauf, schreiben drauf und erzählen ihr Leben da, oder halt irgendwas, um sich eben abzulenken oder halt irgendein Drogen-, Frauen-, Gewaltthema. Aber es gibt einem halt definitiv eine Stimme und es ist definitiv empowering, ja.
Du hast gesagt, Hip Hop ist der Spiegel der Gesellschaft. Glaubst du, dass Hip Hop mehr ein Spiegel der Gesellschaft ist, als andere Musikrichtungen? Und wieso?
Hip Hop ist immer sehr schnell, das muss man dazusagen, es werden immer die aktuellsten Themen direkt, gleich, in der nächsten Sekunde im Hip Hop aufgegriffen, erstens das, und zweitens, weil halt Hip Hop die Realität ist, also dieses Realness-Element war immer das, was mich auch am meisten fasziniert hat am Ganzen. […] Ich mein’ eine Freundin von mir, die Popsängerin ist, die hat mir auch mal gesagt, „Warum würde ich jetzt über das Ganze/die ganzen schlechten Sachen im Leben noch singen, wenn’s mir eh die ganze Zeit so schlecht geht?“ Und dann habe ich gesagt: „Keine Ahnung, es geht halt dann weiter, dann macht man halt daraus etwas Schönes.“
Aber ja – Spiegel der Gesellschaft…[…] Hip Hop ist etwas, das immer immer immer direkt von den Leuten kommt. Also das ist nicht etwas, das zuerst durch eine große Maschine (wie eben ein Record Label) gepresst wird – heutzutage natürlich wieder anders – aber v.a. auch eben früher oder im Underground-Level ist es immer so, dass es die Leute sind, die einfach direkt ihr Ding machen und fertig. Deswegen finde ich, ist das eher ein Spiegel der Gesellschaft als das bei anderen Musikrichtungen [der Fall ist], wo’s dann doch öfter durch ein Record Label geht, durch einen Producer, durch dies und das und wo die Themen auch immer ein bisschen anders sind.
Und was inspiriert dich zu deinen Texten?
Alles. (lacht.) Das Leben halt, k.A. Es ist halt teilweise wenn ich Sachen sag’ – die muss man nicht so ernst nehmen. Ich greif’ teilweise einfach Lebensgeschichten von anderen Menschen auf, und rappe einfach drüber, was anderen Menschen gerade passiert ist eben, teilweise eben schon in der Ich-Form, weil ich das einfach extrem fühle, wie es der Person auch geht, aber es sind immer meine eigenen Vorgeschichten, die halt auch ziemlich oag sind… aber ich sitz ja teilweise in der U-Bahn und schreib Texte, – das klingt jetzt ur deppad, aber teilweise hab ich das Gefühl – die Texte kommen so zu mir, ich muss nicht mal an irgendwas denken, sondern ich hör den Beat und es ist einfach da so. Was mich hauptsächlich inspiriert sind Flows, also ich mach’ meistens zuerst einen Flow und dann schreibe ich die Wörter auf. Also ich hör einen Beat, und dann mach ich einen Flow drauf – ohne Wörter. Ich mach nur so dabadabadabada… und dann irgendwann kommen erst nachher die Wörter dazu. Also es ist meistens eigentlich zuerst der Flow- sonst – ich hab jetzt auch ein paar gesungene Lieder, die kommen 2019 raus, die sind halt ur ur ur heartbreak inspiriert. Ja.
Warum denkst du herrscht zwischen Frauen oft so ein Konkurrenzkampf? (wo man sich ständig vergleicht, anstatt sich gegenseitig zu pushen und supporten?)
Es kommt von Männern, die uns immer gegenseitig anstacheln. Bzw. ist es schon eine ur lange Geschichte, die sich halt schon sehr, sehr, sehr lange gezogen hat, was halt jetzt sehr schwierig ist, aus der Gesellschaft rauszukriegen.
Also du denkst, die Männer stacheln uns an?
Nicht direkt, ich mein jetzt eher so indirekt. Also eher im Sinn von über Jahre lang einfach wird uns das eingetrichtert halt, und das kann man als einzelner Mensch auch schwer ändern, aber prinzipiell – Ich find’s halt sehr schade, weil ich war jetzt auch oft ein Teil von so Gschichtln, wo man sich auch als Frau gegenseitig supporten sollte – Kollektiven usw. – und sogar da, wo der Hauptwert ist, dass man sich als Frauen gegenseitig supportet und pusht, genau da herrscht dann eigentlich am meisten Bullshit hinter den Vorhängen. Und das find ich halt auch oag. Ich weiß es nicht, ich habe keine Antwort drauf. Ich hoffe halt, dass es nicht so bleibt. Und ich seh’s auch immer mehr – Frauen supporten sich auch gegenseitig immer mehr.
Du präsentierst dich auf deinem Instagram Account ja recht freizügig. Wie wichtig ist es dir, sexy zu sein / zu wirken? Weil ich mein, du könntest dich ja auch in Jeans und T-Shirt ablichten lassen.
Mach ich ja teilweise auch. Es ist immer was anderes. Es ist immer so eine Gefühlssache- manchmal will ich so, manchmal will ich so. Wichtig insgesamt – also wenn’s um das Gesehenwerden geht, eigentlich voll nicht so, es ist halt einfach so, es passiert einfach.
Und stört es dich dann, wenn Männer dich als Sexobjekt sehen?
Ich hab nicht einmal das Gefühl, dass das irgendwer macht. Nein, voll nicht. k.A.. Weil ich einfach so ein anstrengender Mensch bin. Ich bin ja nicht immer so, das ist ja nur eine Seite. Am meisten sehen mich die Leute halt ungeschminkt in irgendeinem Schlabbergewand, und teilweise kommt halt auch diese Seite zum Vorschein. Aber – ich finde, es war halt schon immer irgendwie da. Ich bin mit 11 mit High Heels in die Schule gegangen, k.A. Es war halt einfach da, und ich wollt’s halt nie wirklich unterdrücken – auch wenn mich die Leute immer deppat angeschaut haben, aber ich wollte das nie unterdrücken – deswegen habe ich immer einfach genau das gemacht, was ich gerade wollte. Ich bin sehr impulsiv, wirklich sehr, sehr, sehr impulsiv. Und dann entstehen halt teilweise irgendwie Sachen, aber insgesamt so – ich könnt mich ja nicht mal selber als Sexobjekt seh’n, weißt wie ich mein? Ich weiß nicht, wie das so ist – das ist komisch.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
In New York! Mehr hab ich dazu nicht zu sagen, weil ich will nicht Dinge sagen, und dann schau ich in 10 Jahren zurück und dann fühl’ ich mich ur schlecht.
Aber rappend, Karriere, geil, super?
Ja, das schon. Ja!
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